Der Gemeine oder Gewöhnliche Nagekäfer (Anobium punctatum), umgangssprachlich wegen der Aktivität der Larven auch Holzwurm genannt, ist eine Art der Nagerkäfer (Ptinidae).
Die ausgewachsenen Käfer werden etwa 2,5 bis 5 Millimeter lang. In der freien Natur findet man sie sehr selten, dann vor allem an trockenem Laub- und Nadelholz, häufig unter Efeu.
Der Kopf ist unter dem Halsschild verborgen (Galerie, Abb. 1 und 2). Der Halsschild ist fast kapuzenartig gehöckert. Die Fühler sind elfgliedrig, die letzten drei Glieder sind stark verlängert. Die mittleren Glieder sind am Innenrand ebenso abgerundet wie am Außenrand (Galerie, Abb. 5).
Fühler und Beine können teilweise in eine Aushöhlung zwischen den Mittelhüften eingelegt werden. Diese Aushöhlung durchsetzt die ganze Mittelbrust und den Großteil der Hinterbrust (Galerie, Abb. 3). Das erste Bauchsegment ist länger als das dritte (Galerie, Abb. 3).
Die Flügeldecken sind dicht behaart und die Haare neigen sich so, dass Streifen entstehen (Galerie, Abb. 4).
Von nahe verwandten Arten ist der Gemeine Nagekäfer am sichersten durch eine genitalpräparation zu trennen.
Die Larven des Nagekäfers befallen verbautes, also kein frisches Holz (Trockenholzschädling). Aus den in Holzspalten oder Rissen abgelegten Eiern schlüpfen die Larven, diese fressen sich durch das Frühholz. Das Spätholz wird verschont und bleibt lamellenartig stehen.
Nach mehreren Wachstumszyklen verpuppt sich die ausgewachsene Larve. Nach seiner Wandlung (Metamotphose) schlüpft ein geschlechtsreifer Käfer aus der Puppe. Die Ausfluglöcher aus dem Holz sind rund und haben einen Durchmesser von ein bis zwei Millimetern. Der geschlüpfte Käfer sucht einen Kopulationspartner.
Nach erfolgter Befruchtung legt das Nagekäferweibchen seine Eier in Ritzen, Spalten und Gänge des Holzes. Hier setzt sich dann der Zyklus weiter fort. Die Entwicklungszeit der Larve dauert unter günstigen Bedingungen ein Jahr, bei ungünstigen Bedingungen bis zu acht Jahre. Der schlüpfende Käfer legt seine Eier gern in das Holz, in dem er selbst aufgewachsen ist.
Der Nagekäfer ist grundsätzlich flugfähig und kann sich fliegend neue Eiablageplätze suchen. Der Fraß der Larven konzentriert sich auf das Splintholz. Kernholz wird nur selten angegriffen. Sind die Larven aktiv, erkennt man das an herausquellendem Holzmehl. Legt man schwarzes Papier oder Ähnliches unter die betroffene Stelle, sieht man bei Befallsaktivität nach wenigen Tagen Holzmehl auf dem Papier. Die Zeitspanne einiger Tage ist erforderlich, da die Larven gelegentlich Fraßpausen einlegen.
Die Larve des Nagekäfers benötigt eine Mindestholzfeuchtigkeit von mehr als 10 % und bevorzugt kühlere Orte — deshalb tritt er in zentralbeheizten Räumen nur selten auf. Kritische Bereiche sind feuchte Räume oder dort, wo Bodenkühle/-feuchte auftreten kann. Der Befall ist nicht an ein Maximalalter des Holzes gebunden. Der Gemeine Nagekäfer kann also durchaus auch jahrhundertealtes Holz befallen.